Das RTL-Rahmenprogramm zum Spiel Kansas City Chiefs gegen Miami Dolphins in Frankfurt hat viele Fans verärgert. Der Sport sorgt für genügend Emotionen, man muss sie nicht künstlich reproduzieren. Ein Kommentar.
Die Idee war ja gut. Zwei Stunden vor Spielbeginn zwischen den Kansas City Chiefs und den Miami Dolphins in Frankfurt wollte RTL im „Exclusiv Weekend Spezial: Die Stars im NFL-Fieber“ noch mal ein breites Publikum abholen. Doch wer sich auf die (für viele Fans und Expert:innen) Partie des Jahres einstimmen wollte, wurde maßlos enttäuscht. Oliver Pocher saß im Stadion und schoss im Gespräch mit Frauke Ludowig gegen seine Ex Amira. Was das mit Football zu tun hat? Richtig, gar nichts. Auch die Einbindung von Ballermann-Sänger Ikke Hüftgold empfanden viele als deplatziert.
Und was kann die National Football League (NFL) für die Sendungsgestaltung von RTL? Die NFL hat sich vor der aktuellen Saison bewusst dazu entschieden, den Vertrag mit Pro Sieben/Sat1 nicht zu verlängern und die Partnerschaft mit RTL einzugehen. Pro Sieben hatte über Jahre wichtige Pionierarbeit geleistet, mit Ran-NFL eine treue Community aufgebaut und entscheidend zum deutschen Football-Hype beigetragen. Aber das reichte der Geld- und Marketingmaschinerie aus den USA nicht mehr, alles sollte noch größer und noch bunter werden. Gute Nacht allerdings, wenn damit gemeint ist, dass der wohl wichtigste Football-Tag 2023 in Deutschland mit Beziehungsproblemen von Oliver Pocher eröffnet wird. Raum für echte Emotionen
Man kann das Rad der Unterhaltung auch überdrehen. Klar, Influencer:innen mit großer Reichweite, die Bilder vom Spiel teilen, sind wichtig. Aber den größten Einfluss sollte immer noch der Sport an sich haben. Es gibt im Football genug dieser spektakulären Aktionen, es muss nicht jede Pause mit vermeintlichen Hits zugedröhnt werden. Es darf ruhig Raum gelassen werden für Emotionen, die nicht künstlich befeuert werden.
Emotionen lassen sich auch nicht beliebig reproduzieren, darin liegt ja der Reiz dieses einen Moments, den man gemeinsam erlebt hat. Als die Fans in München „Take Me Home, Country Roads“ sangen, war das magisch. Als der Stadion-DJ in Frankfurt das Lied abspielte, war es auch laut, aber nicht mehr dasselbe. Der Sound von München wurde nicht erreicht, dazu passten auch die Tonprobleme während der Halbzeit-Show.
Die Verantwortlichen der NFL selbst hatten angekündigt, die Premiere toppen zu wollen. 2,71 Millionen TV-Zuschauer erreichte das München-Spiel in der Spitze, am Sonntag waren es bis zu 1,51 Millionen. Aber immerhin: Diejenigen, die dieses Mal nicht einschalteten, blieben von Pochers Herzschmerz verschont.